Streetworkerinnen und Streetworker - Jugendberatung wichtiger denn je!
Kinder und Jugendliche sind laut Expertenmeinungen während der Covid-19 Pandemie am härtesten und nachhaltigsten von den Folgen betroffen. Mehr denn je brauchen Kinder und Jugendliche deshalb Unterstützung, Beratung und Begleitung von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern. Diese finden sie bei den Jugendberatungsstellen sowie den Streetworkerinnen und Streetworkern in Niederösterreich kostenlos, freiwillig und vor allem anonym.
Christian Kienbacher, Ärztlicher Leiter des Ambulatoriums für Kinder- und Jugendpsychiatrie des SOS Kinderdorf Wien, verweist in einer Pressekonferenz der österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit auf Studien, wonach etwa ein Drittel der Kinder langfristig, als Folge der Pandemie, Zeichen einer posttraumatischen Belastungsstörung zeigen werden (30.06.2020).
Ebenso verzeichnet „Rat auf Draht“ etwa ein Drittel mehr Anrufe aufgrund von Gewalt an Kindern und Jugendlichen. Auch die angespannte Situation am Arbeitsmarkt trifft junge Menschen besonders stark. Expertinnen und Expertinnen, wie z.B. Johann Bacher von der Universität Linz, verweisen auf Studien die besagen, dass wenn die Phase der Arbeitslosigkeit schon in der Jugend lange anhält, dies Folgen für Wohlbefinden und Gesundheit habe, da sich die Betroffenen sozial und politisch zurückziehen. (Ö1-Mittagsjournal, 1.9.20). Neben all diesen Punkten kommt bei Jugendlichen auch noch dazu, dass ihre Entwicklungsaufgaben und die Folgen der Pandemie nicht zusammengehen. Wie soll eine soziale und emotionale Ablösung stattfinden, ohne die Möglichkeit Geld zu verdienen oder ohne die Möglichkeiten, sich auszuprobieren?
Mobile Jugendarbeit in Kottingbrunn
Aus den Erfahrungen im Rahmen des Streetworks in Kottingbrunn können alle beschriebenen Herausforderungen bestätigt werden. Die Mobile Jugendarbeit TANDEM hat in den fünf Monaten seit dem Ende des ersten Lockdowns 30% mehr Kontakte im Vergleich zum Vorjahr durchgeführt. Die Jugendlichen stehen, wie oben beschrieben, vor unglaublich schweren Herausforderungen. Angst um den Arbeitsplatz aber auch um Familienmitglieder, Zukunftssorgen, die allgegenwärtige Aufregung um das Thema Corona, Gewalt, auch in der Familie und absagen bereits zugesagter Lehrstellen stellen hierbei nur die Spitze des Eisberges dar. Gleichzeitig fehlt der Jugend die Möglichkeit der Kompensation. „Einen Platz, wo wir uns treffen können,“ so die Antwort, wenn die Jugendlichen gefragt werden, was sie im Moment an dringendsten brauchen.
Eine andere Beobachtung durch die Streetworkerinnen und Streetworker ist, dass die Jugendlichen immer stärker als Sündenbock herhalten müssen. Wenn irgendetwas nicht passt, werden die Jugendlichen dafür verantwortlich gemacht. Die Spannweite geht von Müll am Platz x bis hin zur Schuld am Lockdown. Auch die Sprache dazu verroht zusehends. Wenngleich in jedem Vorwurf wahrscheinlich ein Funken Wahrheit steckt, sind sie mit Sicherheit nicht alleine schuld. Darüber hinaus hat die Klärung der Schuldfrage noch nie ein Problem gelöst. Die Gesellschaft kann Herausforderungen nur Miteinander (und nicht gegeneinander) lösen. Wir Erwachsenen haben hier eine Vorbildfunktion, wir leben vor, wie in einer Gesellschaft miteinander umgegangen werden soll. Werden wir uns dessen bewusst und nehmen wir sie (besser) wahr.
Mobile Jugendarbeit ist ein aufsuchendes sozialarbeiterisches Angebot, dass Jugendliche unterstützt ihre Lebenswelt zu verbessern. Dies geschieht indem mit ihnen über ihre Sorgen, Ängste und Probleme gesprochen und gemeinsam mit Ihnen eine Lösung erarbeitet wird. Darüber hinaus versucht Mobile Jugendarbeit auch Herausforderungen gemeinsam zu lösen.
Wir stehen daher allen Personen bei Konflikten im öffentlichen Raum für Gespräche zur Verfügung.
(Philipp 06769195660 & Severin 0680 324 53 66)