Geschichte

Kottingbrunn ist ein uraltes Siedlungsgebiet, dies beweisen Funde aus dem 3. Jahrhundert v.Chr. und dem 4. Jahrhundert n.Chr. 

Zur Zeit der Römer, Kelten, Babenberger
Als die Römer das Königreich Noricum besetzten, verlief die Grenze zu Pannonien an den Hängen des Wienerwaldes. Nach der Eroberung Pannoniens durch den römischen Feldherrn Tiberius wurde Kottingbrunn an Pannonien angeschlossen. Die damalige Bevölkerung bestand aus Kelten. 50 n. Chr. wurde Vanius, der König der germanischen Quaden, aus seiner Heimat vertrieben, mit seinen Gefolgsleuten von den Römern aufgenommen und zwischen dem Neusiedler See und Wiener Neustadt angesiedelt. So entstanden die ersten germanischen Siedlungen in Pannonien. Erst in den späteren Jahrhunderten wurden in unserer engeren Heimat Germanen (Markomannen) sesshaft.

Pannonien wurde in den Jahren 169/170 von den Markomannen überrannt. Vindobona und Carnuntum wurden verwüstet, und auch die Bewohner der Gegend um Kottingbrunn werden wohl sehr gelitten haben, als die Germanen durch die Steiermark bis Norditalien vorgedrungen sind.

Kaiser Marc Aurel ist es gelungen, die Germanen über die Donau zurückzudrängen und im Jahre 172 zum Gegenangriff überzugehen. Die Römer überquerten die Donau und besiegten die Quaden und Markomannen. Die nordöstlich der Quaden sesshaften keltischen Kotiner hatten den Römern die Waffenhilfe gegen die Germanen verweigert und wurden deshalb von Marc Aurel aus ihrer Heimat in der Tatra nach Pannonien umgesiedelt.

Sehr wahrscheinlich sind nicht nur der Ortsname von Kottingbrunn, sondern auch zahlreiche andere Ortsnamen, die mit "Kot" oder "Kotting" beginnen, auf die Kotiner (röm.: Cotini) zurückzuführen. In den Blättern für Heimatkunde führt Göhlert Kottingbrunn auf das keltische "cot" (Wald) und "bryn" (Anhöhe) zurück.

Das Christentum wurde durch römische Legionäre bereits im 2. Jahrhundert nach Kottingbrunn gebracht. Beweise für die Verbreitung des christlichen Glaubens häufen sich aber erst in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts. Man nimmt an, dass sich schon damals am Standort der jetzigen Pfarrkirche eine Andachtsstätte oder sogar eine Kapelle befunden hat. Gegen Ende des 5. Jahrhunderts endete die römische Herrschaft in Pannonien. Die Römer und der größte Teil der romanisierten Bevölkerung zogen nach Süden ab. 

Zur Zeit der Völkerwanderung wechselte die Bevölkerung sehr rasch, bis schließlich unter den Babenbergern die bisher ansässige slawische Bevölkerung von den zugewanderten Bayern und Franken assimiliert wurde. Es ist anzunehmen, dass aus dem keltischen Ortsnamen schließlich ein bayrisch-verdeutschtes Kottingbrunn wurde. So wie viele andere Orts- und Flussnamen ebenfalls verdeutscht wurden.

Die Babenberger schoben die Grenze immer weiter nach Osten und sicherten sie durch die Errichtung von Felsen- und Wasserburgen. So entstand auch die Wasserburg Kottingbrunn. Ein Anselmus de Prunne wird im Jahr 1114 urkundlich erwähnt. Markgraf Leopold III. hat das Gebiet zwischen Leobersdorf und Mödling an das Stift Melk gegeben. Kottingbrunn gehörte kirchlich zur Mutterpfarre Traiskirchen. Im Jahre 1354 hat die Schlossherrin Wentel Stuchs die im Ort befindliche Kapelle in eine Kirche umgebaut und übernahm das Patronat. 1355 wurde Kottingbrunn eine unabhängige Pfarre. Die Errichtung einer ortseigenen Pfarre war nicht nur ein enormer Prestigegewinn für Kottingbrunn, sondern natürlich auch für die Patronin Wentel Stuchs und bedeutete damals für den Ort mindestens so viel wie eine Markterhebung heute. Wentel war eine gebürtige Häusler. Ihre Familie war wohl sehr begütert, gehörte aber dem niederen Adel an. Sie schuf sich durch das Patronat eine wesentliche gesellschaftliche Besserung.

Ungarn- und Türkenkriege 
Die Wasserburg wurde im Jahre 1291 im Kampf des Habsburg Herzogs Albrecht gegen den österreichischen Adel und gegen den Ungarnkönig Andreas III. zerstört. In den Jahren von 1477 bis 1483 wurden fast alle Orte des Wiener Beckens verwüstet. Das Freskengemälde der Sonnenuhr an der Ostseite des Schlosses zeigt in der rechten oberen Ecke die brennende Burg; weiters sind die Wappen der Kienburger und Kreutzer neben der Jahreszahl 1508 zu erkennen. In der Kirche waren über einem Fenster ebenfalls diese Wappen, jedoch mit der Jahreszahl 1511 in Form eines Gemäldes zu sehen. Offenbar sind das die Daten des fertiggestellten Wiederaufbaus dieser Gebäude.
Die erste Türkenbelagerung (1529) hat die schwer befestigte Wasserburg wohl überstanden, doch 1683 wurde der ganze Ort und die Burg von den Türken verwüstet. Der Wiederaufbau erfolgte durch die Grafen Lamberg in der heutigen Form als Jagdschloss.

Wirtschaftlicher Aufschwung und Niedergang
Kottingbrunn war bis zum Bau des Wiener Neustädter Kanals (Bauzeit von 1785 bis 1803) eine Agrargemeinde. Der Kanal ermöglichte eine kostengünstige Beförderung von Kohle, Rohstoffen und Fertigprodukten. Es entstanden die ersten Fabriken, eine Entwicklung, die durch den Bau der Südbahn (Inbetriebnahme 1841) wesentlich beschleunigt wurde. Den größten wirtschaftlichen Aufschwung hat unsere Gemeinde aber durch die Pferderennbahn genommen.
Der Jockey-Club hat im Jahre 1894 das Schloss erworben, um eine Hindernisrennbahn zu errichten. 1896 wurde die Bahn in Betrieb genommen. Durch die Einnahmen des Rennbetriebes wurde die finanzielle Lage der Gemeinde so verbessert, dass umfangreiche Bauarbeiten durchgeführt werden konnten. So z.B. die Erweiterung der Volksschule, der Bau eines Kindergartens, die Verbesserung der Straßen und der Ausbau der Feuerwehr. Die Hotels und Gaststätten in Vöslau und Baden waren zur Rennzeit immer ausgebucht.

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges wurde der Rennbetrieb stark eingeschränkt und kam nach dem Brand der Kaisertribüne 1915 zum Erliegen. Die Zwischenkriegszeit, besonders nach 1930, brachte eine enorme Arbeitslosigkeit. Bei 2300 Einwohnern hatte Kottingbrunn 600 Arbeitslose. Der Zweite Weltkrieg kostete fast dreimal so viele Tote wie der Erste. Schwere Luftangriffe zerstörten den Flugplatz und forderten auch Tote unter der Zivilbevölkerung. Nach Kriegsende waren alle Betriebe zerstört oder ausgeräumt.  

Das "neue Kottingbrunn" 
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann auch in Kottingbrunn der Wiederaufbau. Am 11. April 1955 reiste von unserem Flugplatz eine österreichische Delegation nach Moskau und kehrte am 15. April mit dem fertiggestellten Entwurf des Staatsvertrages hierher zurück. Die Kottingbrunner waren somit die Ersten, die die Nachricht von der Freiheit Österreichs erhielten. Großer Wert wurde der Ansiedlung neuer und umweltfreundlicher Betriebe beigemessen. Gegenwärtig hat Kottingbrunn neben der Fa. Battenfeld eine stattliche Anzahl von Klein- und Mittelbetrieben.

Die NÖ Landesregierung hat im Jahr 1974 die geleistete Aufbauarbeit der Gemeinde durch die Verleihung des Marktrechtes und eines Wappens gewürdigt. Das Wappen erinnert an die Türkenkriege, verweist aber auch auf die gute industrielle Entwicklung und die noch immer bedeutende Landwirtschaft.

Die Bevölkerung ist seit Kriegsende bis 1998 von 2.300 auf fast 7.500 Einwohner angewachsen. Eine neue Volksschule wurde errichtet, doch diese musste durch Zubauten bereits zweimal erweitert werden. Bei der letzten Erweiterung wurde auch eine Mehrzweckhalle errichtet. Im alten Schulgebäude in der Renngasse wurde die Polytechnische Schule untergebracht. Der ehemals ein-gruppige Kindergarten wurde auf vier Gruppen erweitert und zusätzlich zwei weitere Kindergärten mit insgesamt 5 Gruppen errichtet. Seit 1997 gehört dazu auch eine Heilpädagogische Integrative Kindergartengruppe. Auch die Kirche wurde durch den Anbau von zwei Seitenschiffen wesentlich vergrößert.

Der Schanzbach wurde aus der Wiener Neustädter-Straße verlegt und die schienengleiche Überfahrt über die Südbahn durch eine Unterführung ersetzt. Am Wiener Neustädter Kanal wurde eine Gemeinschaftskläranlage errichtet.

Dank der vom vorletzten Besitzer Heinrich Jezek in Angriff genommenen Renovierung, konnte das Hauptgebäude des Wasserschlosses vor dem Verfall gerettet werden. Schließlich hat die Gemeinde im Jahre 1991 das Hauptgebäude erworben und die Arbeit zur Rettung dieses Kulturgutes weitergeführt. Im Jahre 1992 übersiedelte das Gemeindeamt in den südlichen Teil des 2. Stockes.